EVADAM - ein Flüstern zwischen den Geschlechtern
Ich taste mit den Augen.
Ich horche mit der Haut.
evadam sucht nicht das Eindeutige – es sucht das Flirren, das Kippen, das Uneingelöste.
Geschlecht ist kein Faktum. Kein Ort, sondern ein Übergang. Kein Etikett, sondern ein Echo.
Der Mund – dieser schmale Grat zwischen Innen und Außen.
Die Lippen: weich, gerundet, roh, gesprengt – sie sprechen, noch bevor ein Wort sich formt.
Ich scanne sie frontal, hebe sie aufrecht, spiegele sie digital –
und lasse sie in sich selbst verschwinden, nur um als etwas anderes wieder aufzutauchen.
Die weiblich gelesenen Lippen erinnern an Haut, an Wunde, an Vulva.
Die männlich gelesenen an Bart, an Kante, an Widerstand.
Aber was bleibt, wenn ich den Spiegel drehe, die Pixel zerlege, das Bild entziehe?
Etwas dazwischen. Etwas, das sich entzieht, weil es sich ständig neu erschafft.
evadam – nicht Eva, nicht Adam.
Ein Drittes, das kein Name sein will, sondern ein Riss. Eine Öffnung. Eine Einladung.
Ich spreche mit Bildern, die nicht beruhigen, sondern beunruhigen.
Ich zerstöre nicht die Grenzen – ich mache sie sichtbar, porös, verletzlich.
Ich bearbeite nicht, um zu glätten.
Ich bearbeite, um zu zeigen, was bricht, was gleitet, was sich der Form verweigert.
Die Lippen werden zu Masken, zu Zeichen, zu offenen Fragen.
Sie sind Spiegelhaut für eine Körperpolitik, die nicht mehr trennt, sondern verwebt:
männlich mit weiblich, Schönes mit Fremdem, Verlangen mit Widerstand.
Der Mund, meine Bühne:
für Intimität, für Begehren, für Sprache, die an der Lippe hängen bleibt.
Was sehen wir? Ein Geschlechtsteil? Ein Ornament? Ein Stigma? Ein Versprechen?
evadam ist mein leises Aufbegehren gegen den Blick, der festlegt.
Gegen die Ordnung, die sortiert. Gegen die Sprache, die entscheidet.
Ich lade ein, zu sehen mit Haut.
Zu lesen mit dem Körper.
Zu fühlen, wo das Bild beginnt zu fließen.
Und wo wir beginnen, neu zu sehen.
